Jamie: Hallo Sebastian! Wie kamst du eigentlich zum Booking? War das Booking schon immer dein Traum? Was hast Du denn vorher gemacht?
Sebastian: Eigentlich hab ich gar nichts vorher gemacht. Ich hab die Schule abgebrochen, hab dann Zivi gemacht und rumgejobbt. Ich hatte keine Plan vorher und hab mich eher so alibimäßig nach Ausbildungsplätzen im Musikbereich umgeschaut und bin dann durch Zufall auf ein Inserat von Tapete gestoßen, die einen Praktikanten gesucht haben. Ja und das war 2003 und seitdem bin ich hier. Ich hab dann hier meine Ausbildung gemacht zum Kaufmann für audiovisuelle Medien. Ist alles super gelaufen.
Jamie: Und wie kam es zu der Zusammenarbeit mit Station 17?
Sebastian: Ja, das kam eigentlich über Alex und Peter aus der Band. Irgendwann haben die mich angesprochen und mich gefragt ob ich da nicht ein wenig unterstützend mitarbeiten kann. Denn Marco Hanneken von 17 Rec. macht ja immer noch das Booking für Station 17. Das ist also eher eine Kooperation. Und wir helfen da ein bisschen mit – wir machen ja etwa 40 Bands und da wir die Band total gut finden haben wir gesagt: Klar machen wir auf jeden Fall.
Jamie: Und seit wann macht ihr das zusammen?
Sebastian: Etwa seit einem Jahr.
Jamie: Und kamen dadurch bessere Verbindungen zustande, das die Band auf „besseren“ Bühnen spielt? Oder war das vorher schon der Fall?
Sebastian: Das war auch vorher schon der Fall. Die Band hat ja eine lange Geschichte und wir sind jetzt auch nicht die Riesenagentur, die die Band jetzt Riesengroß macht. Wir haben einfach einige Shows und Festivals gebucht. Wir unterstützten eben wo wir können, auch was so die Promotion anbetrifft – nutzen also einen Presseverteiler mit Journalisten, Print, Radio und Online.
Jamie: Welcher Station 17-Song ist Dir eigentlich am meisten im Ohr geblieben?
Sebastian: Das ist eindeutig „Jette le masque, Mona Lisa“. Also ich finde die ganze neue Platte „Fieber“ unfassbar gut, aber das ist der Song der für mich nach wie vor raussticht.
Jamie: Wie ist den so der Alltag eines Bookers? Gibt es da immer wiederkehrende Dinge?
Sebastian: Wir haben ja etwa 40 Bands, die ich aber nicht alleine Betreue. Wir haben ja mittlerweile zwei feste Booker, plus zwei freie Booker plus einen Prakikanten. Und ja - es gibt schon wiederkehrende Rituale. Ab Anfang Oktober jeden Jahres geht die Festivalplanung los, d.h. wir müssen unseren Verteiler aktualisieren und kucken welche Kontakte es gibt – welche Festivals es gibt, welche es nicht mehr gibt, oder ob neue dazugekommen sind. Dann schickt man eine Liste raus mit den Bands, die man im Angebot hat, so als Grundinformation. Und dann kuckt man natürlich wo welche Band hinpasst, was also realistisch ist oder was nicht. Und dann versucht man die Veranstalter zu kontaktieren.
Jamie: Kommt ihr auch mal zur Ruhe?
Sebastian: Ja, das ist oft saisonal bedingt. Im Herbst ist eine Hochphase, da wollen am liebsten alle Bands auf Tour gehen. Wohingegen im Sommer sehr wenig Bands touren.
Jamie: Wie kommt das?
Sebastian: Im Sommer versuchen eben viele das Touren zu umgehen, weil die Leute dann lieber draußen im Park liegen, als in einem stickigen Club zu gehen. D.h. im Sommer hast du theoretisch nicht so eine große Konkurrenz wenn Du auf Tour gehst, aber das Risiko ist auch größer, das da am Ende auch nur 5 Leute stehen. Und wenn es dann wieder kühler wird geht es wieder los. Da man ja eine Tournee mindestens 5-6 Monate vorher buchen muss, ist die anstrengendste Phase des Jahres für uns Februar bis April. Und in anderen Phasen des Jahres kann man sich schon ein bisschen erholen. Aber naja, zur Ruhe kommt man dann auch nicht vor allem nicht in so einem Kleinunternehmen, wie wir es ja sind. Wir haben ja nicht so die Mega-Acts, die mit wenigen Shows die Firma finanzieren.
Jamie: Würdest du sagen ihr investiert dafür mehr Herzblut in die Sachen?
Sebastian: Ja auf jeden Fall. Aus ökonomischer Sicht kannst du die Hälfte unserer Bands streichen, weil’s mit kleinen Bands einfach oft ein Verlustgeschäft ist. Wir machen für unsere Bands ja oft nicht nur das Booking, sondern auch Labelarbeit mit Tapete Records. D.h. die Bands verkaufen Live auch die Platten die sie bei uns veröffentlicht haben und so halten sich dann viele kleinere Bands über Wasser.
Jamie: Wie werdet ihr auf neue Bands aufmerksam?
Sebastian: Gunther Buskies durchforstet zum Beispiel häufig das Netz nach neuen Bands und findet dabei auch häufig Sachen bei denen wir Potential sehen. Uns werden auch extrem viele Sachen angeboten, die wir nach und nach sichten. Was nicht immer so schnell geht, weil unsere Demokiste meist total überfüllt ist. Da ist dann natürlich auch total viel unpassendes dabei, aber wir versuchen alles zu hören und nehmen natürlich nur das ins Programm was uns gefällt oder was zum Stil von Tapete passt. Wir sind ja auch kein Mainstream-Label das die nächsten Reamonn entdecken will, sondern es geht um Musik die uns gefällt und die wir unterstützenswert finden.
Jamie: Zum Abschluss noch eine allgemeine Frage: Deine 5 All-Time-Lieblingsplatten?
Sebastian: Auf jeden Fall das „Weisse“ Album der Beatles, „Crime of the Century“ von Supertramp, „Kid A“ von Radiohead und aktuell finde ich Timber Timbre total geil – die Platte heisst „Creep on creepin on“ und vielleicht noch „Wish you were here“ von Pink Floyd.
Jamie: Ja, das wars schon. Vielen Dank für das Interview.
Sebastian: Ja, sehr gerne.
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